Was ist Ritual Play? Ein Q&A.

Für wen?
Ritual Play ist etwas für dich, wenn Du

  • Spielerischen Kontakt mit anderen suchst.
  • Dich selbst und deine Muster über einen körperbasierten Ansatz kennenlernen möchtest.
  • Deiner wilden, deiner zarten, deiner kühlen und deiner warmen Seite Raum für Entfaltung geben und dich selbst überraschen möchtest

Ritual Play kann etwas für euch sein, wenn ihr

  • Euch fragt, ob ihr eure Beziehung öffnen möchtet und was das mit euch macht.
  • Euer Polykül feiern oder neu austarieren möchtet.
  • In eurer Beziehung an einem toten Punkt angelangt seid und mit Gesprächen nicht mehr weiterzukommen scheint.  

Ritual Play ist eine Methode für alle Altersgruppen, alle Geschlechtsidentitäten, sexuellen Orientierungen und Beziehungsformen. Es lässt sich gut auch für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen adaptieren.

Wozu?
Ritual Play ist auf den ersten Blick ein unkomplizierter, spielerischer Weg, um mit anderen Menschen in den körperlichen Kontakt zu kommen, den du in diesem Moment wirklich brauchst. Nach ein paar Runden wirst Du merken: mit wem auch immer Du spielst, Du begegnest dir immer wieder selbst. Je genauer Du deine spontanen Impulse wahrzunehmen lernst und ihnen zusammen mit deinem Gegenüber folgst, desto klarer treten bestimmte Muster in deinem Verhalten zu Tage.

Was passiert bei Ritual Play?
Ritual Play wird in einem Raum gespielt, in dem es mehrere Playspaces von ca. 2x2m gibt. Nach einer Einführung in die vier Regeln und Einladungen von Ritual Play und ersten Begegnungsübungen in der Gruppe suchst Du dir nonverbal eine*n Partner*in und einen dieser Spaces für das Spiel aus. Nach einem kurzen rituellen Einstieg beginnt ihr zu zweit das Spiel: Auf dem Playspace könnt ihr euch mit Blicken, Bewegung, Berührung, Lauten und Atem, aber ohne Worte begegnen. Ziel ist es, absichtslos euren Impulsen zu folgen und offen zu sein für das, was zwischen euch entsteht. Das kann zart, sinnlich und sanft sein, aber auch wild, kämpferisch, kraftvoll; tief und erdend, aber auch spielerisch und irrsinnig komisch.

Parallel zu euch spielen andere Zweierkonstellationen für einen definierten Zeitrahmen, meist einige Minuten. In jeder Runde spielt ein kleinerer Teil der Gruppe nicht aktiv, sondern bezeugt das Spiel der andern. Die Vielfalt dessen, was Du sehen wirst, wird dich überraschen und… im besten Sinne bezaubern.

Nach einigen Minuten ist das Spiel vorbei, Du löst dich von deiner Partner*in und suchst dir nonverbal eine nächste Begegnung.

Wie lange?
Eine einzelne Ritual Play Runde dauert meistens zwischen 5-10 Minuten, in speziellen Settings auch bis zu einer Stunde oder sogar mehr. Ein Ritual Play Event besteht aus einem Intro, ggf. weiteren Begegnungsübungen, mehreren Runden Ritual Play und einem Abschlusskreis. Ein Event dauert zwischen 2.5 und 4 Stunden.

Was sind die vier Einladungen von Ritual Play?
Die Einladungen werden an den Events bzw. Sessions detailliert vorgestellt. Sie umfassen in der Kürze:

  • Ziel- und Absichtslosigkeit – es gibt kein Ziel, keine Erfahrung oder Emotion, die du erreichen musst. Die Interaktion ist offen und wird durch die Zeit begrenzt. 
  • Keine Selbstzensur – alle Impulse, Reaktionen, Emotionen sind willkommenes Spielmaterial. Kritisiere dich nicht dafür, sondern nimm sie aufmerksam wahr und entscheide selbst, ob Du ihnen im Rahmen der Ritual Play Regeln folgen kannst und willst. 
  • Selbstfürsorge – Lass dich nur auf das ein, was sich für dich sicher und sinnvoll anfühlt,  sonst nichts. 
  • Umkehrbarkeit – Spiele so, dass Du und dein Gegenüber jederzeit die Möglichkeit haben, eine Handlung oder einen emotionalen Prozess zu stoppen, zu verlangsamen, ihn neu zu starten, umzukehren oder ganz abzubrechen. Einfach gesagt: Geh es erst mal langsam an.

Was sind die vier Regeln von Ritual Play?
Die Regeln werden an den Events bzw. Sessions detailliert vorgestellt:

  • Verletze weder dich noch andere. Beschädige weder den Raum noch die Infrastruktur.
  • Der Raum ist nonverbal: Nutze Blicke, Bewegung, Berührung, Laute und Atem
  • Eine Person kann den Playspace verlassen, die andere darf ihr nicht folgen
  • Das Wort Stop unterbricht das Spiel und bietet die Möglichkeit, sich neben dem Playspace verbal auszutauschen und im Anschluss das Spiel fortzusetzen oder zu beenden.

Kann ich meine*n Spielpartner*innen selber aussuchen?

Ja, bei Ritual Play spielt das Universum für einmal kein Rolle. Vor jeder neuen Runde hast Du die Möglichkeit, nonverbal ein Gegenüber zu finden (oder dich finden zu lassen). Je öfter Du spielst, desto spannender wird es, auch mit Menschen zu spielen, zu denen Du den Zugang vielleicht nicht auf Anhieb findest. 

Wie kann ich in einem non-verbalen Kontext meine Grenzen wahren?
Zwei Punkte vorweg: Es ist während des Spiels jederzeit möglich und willkommen, die Begegnung ohne weitere Begründung zu verlangsamen, zu pausieren oder auch abzubrechen. Zweitens spielen wir in meinen Workshops und 1:1 Settings normalerweise bekleidet. Absichtliche genitale Berührungen sind nicht Teil der Begegnung.

Der Ritual Play Container basiert darauf, den eigenen Impulsen zu folgen, aber auch immer diejenigen des Gegenübers wahrzunehmen und zu achten. Es gibt eine Vielzahl von Ausdrucksmöglichkeiten, deine Bedürfnisse und auch dein Nein deinem Gegenüber transparent zu machen.  

Wenn dies nicht funktioniert, gibt es zwei durch die Spielregeln vorgegebene Szenarios: Du kannst den Playspace verlassen, ohne dass die andere Person dir folgen kann bzw. darf. Oder du kannst mit dem Wort «Stop» erwirken, dass ihr beide die Matte verlasst und in einen verbalen Space eintaucht, um aufgekommene Herausforderungen zu klären. Danach könnt ihr das Spiel fortsetzen oder beenden.

Was, wenn mein*e Partner*in oder ich sexuelle Energie wahrnehmen?
Sinnliche oder sexuelle Energie kann Teil dessen sein, was in der Dynamik auftaucht, aber es gibt keine Absicht, dieser zu folgen. Die Einladung besteht darin, eine Dynamik ohne Ziel zuzulassen, die sich entfaltet und diese offen und präsent wahrzunehmen und wieder ziehen zu lassen.
Die Verantwortung der Spielenden besteht darin, ihren eigenen Impulsen und Reaktionen treu zu bleiben, Moment für Moment, in Beziehung, ohne diese zu verurteilen. Aber: Nicht jeder Impuls soll oder muss in eine Handlung übersetzt werden.

Wann?
Ich biete Ritual Play mit verschiedenen Partner*innen in Workshops für Gruppen an, aber auch als Einzelsessions für Einzelpersonen, Paare oder Polyküle.

Was muss ich mitbringen?
Wichtig für Ritual Play sind Kleider, in denen Du dich gut bewegen kannst und die dich nicht einengen (Stil Yoga-Bekleidung).  Für Brillenträger*innen kann es Sinn machen, auf Kontaktlinsen auszuweichen oder ohne Brille zu spielen. Filigranen Schmuck oder solchen, der zu Verletzungen führen kann, bitte vor dem Spielen ausziehen. Da wir uns körperlich sehr nahe kommen, sind eine gute Körper- und Mundhygiene zentral.
Ansonsten einzupacken: Deine Offenheit und ein kleines bisschen Abenteuerlust.

Woher kommt Ritual Play?
Entwickelt wurde Ritual Play von Marina Kronqvist aus Finnland. Aus der Tantramassage hat sie die Ziel- und Absichtslosigkeit übernommen, aber mit einer gegenseitigen Interaktion kombiniert.

Was ist der Unterschied zu Playfight?
Playfight betont vor allem den Aspekt des Kämpfens. Die Teilnehmenden sitzen im Kreis und bezeugen eine einzelnes Paar, das miteinander spielt.
Bei Ritual Play sind hingegen immer mehrere Zweierkonstellationen gleichzeitig am Spielen, nur ein kleiner Teil der Gruppe bezeugt. Ritual Play ist in seinem Ausdruck diverser als Playfight: Begegnungen können kämpferisch sein, wild und rauflustig, aber auch sehr zart, langsam und sanft.

Was ist der Unterschied zu Primal Play, Eros Play, Rituel Play etc.?
Das ist eine Frage des Karmas. Ritual Play bezeichnet das von Marina Kronqvist entwickelte Original. Nur von ihr zertifizierte Practitioner dürfen Ritual Play unter diesem Label anbieten. Unter dem Namen Primal Play, Eros Play, Rituel Play o.ä. bieten Facilitator*innen eine mehr oder weniger originalgetreue Kopie davon an.
Ich achte geistiges Eigentum und setze mich für angemessene, existenzsichernde Löhne und Entschädigungen für alle ein, die etwas zu unserer Gesellschaft beitragen, unabhängig davon, ob es sich um die*den CEO einer Bank oder eine*n Facilitator*in handelt.